So wird aus Wissen auch Können
Nennen Sie es, wie Sie wollen: Rollenspiel, Simulation oder Gedankenexperiment. Schlagartig stehen Teilnehmern die Schweißperlen auf der Stirn.
Warum Rollenspiele zu einem erhöhten Puls bei Teilnehmern führen
Hektisch werden Argumente gesucht, die einen Verzicht auf dieses Stress-Theater plausibel klingen lassen. Und es stimmt. Diese Trockenübungen verfügen über eine ganze Reihe von Nachteilen. Aber eben auch Vorteile! Und letztlich sollten sich die Vor- und Nachteile an den Lernzielen orientieren. Viele Teilnehmer erklären zum Beispiel voller Inbrunst, dass diese Aufzeichnungen mit der Realität absolut nicht vergleichbar sind.
Aber ist das auch wirklich das Ziel? Nein! Es geht in meinen Trainings nicht ausschließlich darum, die reale Welt in die gespielte Situation zu übertragen (oder umgekehrt). Vielmehr sehe ich die Übungen an der Telefonrollenspielanlage und den Videoaufzeichnungen als Übungseinheiten für einzelne Szenen. Für die speziellen Kleinigkeiten.
Es geht darum, verschiedene Mini-Strategien spielerisch auszuprobieren. Auch dieses Argument zieht bei einigen Teilnehmern nur bedingt. Offenbar ist die tiefgründige Angst vor dem Gesichtsverlust und eine damit verbundene Kritik zu groß. Verstehe ich, zumal ich als Teilnehmer eine nicht wertschätzende Kritik nach einem Rollenspiel schon erlebt habe. Ein absolutes Unding!
Live-Coaching direkt am Arbeitsplatz
Alternativ bietet sich die Begleitung direkt am Arbeitsplatz an. Wenn die technischen Voraussetzungen gegeben sind, setze ich mich ein Stück versetzt zum Mitarbeiter und höre einfach zu. Ich mache meine Notizen und wir analysieren die Gespräche nach klaren Coaching-Regeln. Ich bin erstaunt, wie viele Mitarbeiter diese Variante zwar zunächst als ungewöhnlich bezeichnen, später aber ein sehr gutes Feedback zum Coaching geben. Vielleicht verbunden mit der Tatsache, dass es jetzt vorbei ist (Scherz).
Das 1:1 Coaching oder auch das Live-Gruppen-Coaching ist sehr praxisnah und findet häufig große Anerkennung – trotz Aufregung. Bei manchen meiner Kunden wird reihum telefoniert; also auch ich als Trainer – wenn ich darf! – habe die Gelegenheit in der Praxis. Spannend!
Aufgezeichnete Telefonate
Sie kennen das sicher, wenn Sie irgendwo anrufen. Zur Verbesserung der Qualität, werden einzelne Gespräche aufgezeichnet. Aber mal ehrlich: wer hört sich diese Aufzeichnungen konsequent an? Ich nutze diese Informationen auch zur Vorbereitung meiner Trainings. Zusätzlich können wir die Aufnahmen in das Coaching einbinden, wenn gerade mal eine Flaute an eingehenden Gesprächen herrscht. Für den Teilnehmer ist diese Analyse meist sehr entspannt, weil er sich selbst aus der Metaposition betrachtet. Effizient und sehr wertvoll!
Mystery-Calls – Realitätscheck
Mystery Calls sind Telefonate und persönliche Besuche, die im Rahmen eines Testings vorher, während oder nach einer Trainingsmaßnahme von mir durchgeführt werden. So werden neben der Erreichbarkeit die Qualität der Gesprächsführung, Ausdrucksweise und Wortwahlen getestet. In der anschließenden Analyse stelle ich meine Erkenntnisse gruppiert und anonymisiert zur Verfügung. Diese Methode eignet sich, um gerade eine tendenzielle Ausrichtung und damit einen Schwerpunkt im Training festzumachen. Wichtig zu wissen: auf jeden Fall sollten Sie diese Variante ankündigen und erklären, damit der Sinn dieser Maßnahme im Licht der Qualität steht.
Mein Fazit:
Wenn Teilnehmer in meinem Seminar einem Stressfaktor ausgesetzt werden, bleibt der Lerneffekt auf der Strecke. Die Lerntheorie bescheinigt uns, dass wir mit Freude, Humor und Spaß deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Ein schlagkräftiges Argument ist das Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeiter und Trainer/Coach. Alle Varianten erfordern eine klare Absprache mit der Führungskraft und den Teilnehmern. Überlegen Sie doch einmal für sich: Welche Methode bevorzugen Sie?