Warum viele Trainings scheitern – und was vor dem ersten Seminartag bedacht werden muss

Kategorie(n): Meine Erlebnisse

Zwischen guten Absichten und echter Wirkung: Das ungelöste Problem des Lerntransfers

Ob Kommunikationstraining, Konflikttraining oder Telefonschulung – viele Unternehmen investieren viel Geld in Weiterbildungen. Doch Studien zeigen: Nur ein Bruchteil davon führt zu echtem Verhaltenstransfer im Alltag. Warum das so ist – und worauf schon vor dem Seminar geachtet werden sollte.

In der Weiterbildungsbranche ist es ein offenes Geheimnis: Ein Großteil aller Schulungsmaßnahmen verpufft wirkungslos. Eine bereits 2006 veröffentlichte Studie von Brinkenhoff kam zu einem erschreckenden Ergebnis: Nur etwa 15 % der Trainings zeigen einen nachweisbaren Transfererfolg. Ganze 80 % hingegen führen kaum zu einer nachhaltigen Veränderung im Arbeitsalltag.

Diese Zahlen sind ernüchternd – sowohl für Auftraggeber als auch für Trainerinnen und Trainer. Und doch überrascht es kaum, wenn man genauer hinsieht.

Schnell zurück im Alltag – schnell alles vergessen

Oft endet ein Seminar damit, dass die Teilnehmenden direkt wieder in ihre gewohnte Arbeitsumgebung zurückkehren. Dort wartet die E-Mail-Flut, das Tagesgeschäft, die Routine. Was im Training motivierend und klar wirkte, wird vom Alltag überrollt. Ohne bewusste Transferstrategie ist das Gelernte binnen Tagen verblasst. Frust macht sich breit: „Das habe ich doch alles schon mal gehört.“

Zwischen Lernergebnis und Lernerlebnis: Zielkonflikte sind vorprogrammiert

Ein weiterer, oft übersehener Aspekt ist der Zielkonflikt zwischen den Beteiligten:

  • Der Auftraggeber, meist eine Führungskraft, erwartet konkrete Verhaltensveränderung.
  • Die Teilnehmenden hingegen wünschen sich ein inspirierendes, kurzweiliges Erlebnis.
  • Der Trainer sieht sich zwischen beiden Erwartungen – und läuft Gefahr, eher Entertainer als Entwicklungsbegleiter zu werden.

Wenn das Feedback nach dem Seminar lautet: „Es war sehr kurzweilig und hat Spaß gemacht“, sagt das nichts über den Transfererfolg aus.

Transfer braucht Methode – und Mitwirkung

Die Verantwortung für gelingenden Transfer beginnt nicht nach dem Seminar – sie beginnt im Seminar selbst. Methoden, Inhalte und Übungen müssen von Anfang an auf Anwendbarkeit im Arbeitsalltag ausgerichtet sein. Das bedeutet: weniger Theorie, mehr praktische Relevanz. Keine schönen Folien, sondern echte Umsetzung.

Doch auch Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle: Wenn sie ihren Mitarbeitenden klarmachen, warum das Training wichtig ist, wenn sie Nachbereitung ermöglichen und nachfragen, wie Gelerntes angewendet wurde, entsteht ein Rahmen, der Transfer wahrscheinlicher macht.

Fazit:

Trainings wirken nicht automatisch. Damit ein Kommunikationstraining, Konflikttraining oder eine Telefonschulung ihre volle Kraft entfalten, braucht es Planung, Klarheit über Ziele und eine konsequente Ausrichtung auf Alltagstauglichkeit. Und: Alle Beteiligten – Trainer, Teilnehmende und Führungskräfte – tragen Verantwortung.

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